Nachlese
Abstract Workshop
Programm
Teilnehmerinnen
Abstracts Inputs
Kurzbiografien
Home

<< Übersicht Abstracts


Architektur und Kritik – Kritik der Architektur. Wer Wozu Wie

Marie Antoinette Glaser (ETH Wohnforum Zürich)

als wichtiges Instrument im Erkenntnisprozess und im Entwurf, ebenso ist sie eine zentrale Praxis der Disziplin, welche die Kommunikationsweisen in der Lehre und in der außerakademischen Berufspraxis bestimmt. Aus der Sicht einer Beobachterin im Feld, die selbst schon als disziplinfremde Kulturwissenschaftlerin in die aktive Rolle der „Gastkritikerin“ geschlüpft ist, sollen die Praktiken des Kritik Übens in der Architekturlehre an der Eidgenössisch Technischen Hochschule beschrieben werden.
Institutionalisierter und zelebrierter Höhepunkt des Unterrichts ist die „Schlusskritik“. Die Zeitpläne und Aufmerksamkeiten aller, der Studierenden wie der Lehrenden, sind auf diese zweitägige Veranstaltung am Semester-Ende hin gerichtet. Sie ist der Ort der Aushandlung der disziplinären Qualitätskriterien – und wird so zum zentralen disziplinären Ritual. Hier treten geladene berühmte Architekten* als Autoritäten auf und entscheiden nicht nur über Erfolg oder Nichterfolg einer ganzen Semesterarbeit, sondern verhandeln jedes Mal aufs Neue auch über Hierarchien innerhalb der Profession. Disziplinäre Mythen und Anekdoten haben das Erlebnis der Schlusskritik zum Gegenstand – die leidvollen aber auch gemeinsamen nächtelangen Vorbereitungen sowie das anschließende rauschende Abschlussfest.

Im Impulsreferat möchte ich meine Beobachtungen als Wissenschaftskulturforscherin zur Rolle der Kritik in der Architekturausbildung reflektieren und sie in Zusammenhang mit dem in der Profession herrschenden System des Wettbewerbs denken. Das Verhältnis von Architekturkritik zur Profession und das der BenutzerInnen zur gebauten Architektur sollten auch zur Sprache kommen. Allfällige Reflexionen und Bezüge zur Praxis der Literaturkritik sind in diesem Fall geplant.

* Bei der Aushandlung der Kriterien sind die Männer in 99 von 100 Fällen unter sich. Frauen sind in dieser Gruppe der „Stars“, aber auch unter den Selbständigen in der Berufssparte äußerst selten vertreten. Unter den berühmten Büros mit internationalem Format scheint Zaha Hadid als einzige Architektin auf.