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NORMEN IN DER PRAXIS - PRAKTIKEN DER NORM.
Norm und Lebenswelt aus historisch-anthropologischer Sicht


gefördert durch den Jubiläumsfonds der Oesterreichischen Nationalbank
Laufzeit: April 2001 - Jänner 2003
Leiter: Michael Mitterauer
wissenschaftliche Mitarbeiterinnen: Gudrun Hopf, Angelika Klampfl, Margareth Lanzinger


Das Forschungsprojekt beschäftigte sich mit unterschiedlichen Aspekten von Norm, die sich grob in die Bereiche "Norm als Regel" im Sinne von Vorschriften oder Handlungsanleitungen (Verhaltensnormen) und "Norm als Maß" im Sinne von Normalität oder Durchschnitt (Identitätsnormen) unterteilen lassen. Norm und Praxis bzw. Norm und Lebenswelt werden dabei als Teile eines Ganzen gedacht und nicht als Gegensatz. Die zentralen Fragestellungen: In welchem Kontext, aus welcher Praxis heraus entstehen Normen, wie wandeln sie sich; welche Normen, Konventionen usw. finden AkteurInnen in einem konkreten Kontext jeweils vor? Wie werden Normen gebraucht, strategisch eingesetzt, übergangen usw.? Wie setzt sich eine Norm gegen eine andere durch, für wen sind welche Normen relevant? Warum werden Normen eingehalten oder nicht, wer kontrolliert ihre Einhaltung, wie, in welchem Maß wird ihre Nicht-Einhaltung sanktioniert? Die empirische Arbeit wurde in Form dreier exemplarischer Fallstudien durchgeführt, die sich mit unterschiedlichen Zeiträumen und Themenbereichen beschäftigen: Verwitwung in einer ländlichen Gesellschaft des 18. Jahrhunderts zwischen rechtlichen Vorgaben und Handlungsspielräumen; geistig Behinderte in einer ländlichen Lebenswelt des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts; Normen im Jugendalltag des ausgehenden 20. und beginnenden 21. Jahrhunderts. Gemeinsam ist den drei Teilprojekten die Bedeutung von materiellen Ressourcen, d.h. zugleich die notwendige Einbeziehung von sozio-ökonomischen Kontexten in die Bearbeitung der einzelnen Themen. Alter, Geschlecht und soziale Stellung wurden als relationale Kategorien betrachtet und analysiert, die erst in ihrer Verknüpfung und Beziehung zueinander Aussagekraft gewinnen. In allen Teilprojekten zeigt sich ein Ineinanderfließen verschiedener Normen- und Normalitätsebenen. An vielen Stellen wurden Brüche und Grenzen, unterschiedliche Interpretationsrahmen, verschiedene Bewertungsmaßstäbe sichtbar - seien es Divergenzen zwischen zeitgenössischen und aktuellen Bewertungen oder solche zwischen verschiedenen Interessensebenen und Personenkreisen.